Freiräume
Was bedeutet es, Freiräume zu schaffen und in ihnen zu arbeiten?
In Freiräumen sind die Regeln lockerer (manchmal ein bisschen, manchmal viel). Das gibt euch Handlungsspielraum, aber es bedeutet auch: ihr müsst umso genauer darauf achten, welche Regeln euch wichtig sind - und ihr könnt euch nicht darauf verlassen, dass alle anderen sich an die selben Regeln halten! Mehr Details hierzu im zugehörigen Lexikoneintrag.
Freiräume sind gerade das heiße Thema in der Stadtentwicklung, alle wollen sie, alle finden sie toll. Wir auch, und ihr wahrscheinlich auch.
Man sollte sich aber keinen Illusionen hingeben: Freiräume - ob es wirklich „freie Räume” geben kann, lassen wir mal als philosophische Debatte beiseite - sind nicht automatisch glückliche Spielplätze, wo alle nett zueinander sind, weil die bösen Zwänge des Systems endlich weg sind. Es stimmt: Freiräume sind Räume, an denen etwas mehr geht als anderswo, an denen weniger Regeln gelten oder wo die Regeln weniger fest eingefordert werden. Es ist deshalb mehr möglich - für euch und Andere, Dinge die ihr toll und Dinge, die ihr blöd findet. Vielleicht ist die Brache, auf der ihr pflanzen wollt, der Rückzugsraum von Obdachlosen, vielleicht steht eure neu gebaute Bank genau auf dem Straßenstrich. Auf die eine oder andere Art müsst ihr euch damit arrangieren, dass Freiräume immer von Vielen genutzt werden - Freiraum heißt nicht „freier Raum, der nur darauf wartet von euch entdeckt zu werden”.
Und: In Freiräumen existieren weniger Regeln, die euch daran hindern, euer Projekt umzusetzen. Es existieren aber auch weniger Regeln, die die Früchte eurer Bemühungen schützen. Euer Hochbeet im öffentlichen Raum kann eher mal jemand kaputt machen als in einem Schrebergarten. Wenn ihr illegal in einem Gebäude aktiv seid, kann es euch von einem Tag auf den anderen passieren, dass ihr raus müsst - und alles, was ihr investiert habt, vergebens war.
Freiräume heißt - bis zu einem gewissen Grad! - Freiheit von Zwängen und Schutz. Das darf nicht verwechselt werden mit Freiheit von Konsequenzen für das eigene Handeln und Freiheit von sozialer Verantwortung. Was ihr tut beeinflusst immer die Lebenswelt Anderer. Solange man das im Kopf hat, kann die Arbeit in, an und mit Freiräumen zum aufregendsten und bereicherndsten gehören, was es gibt.