Authentizität
Wie umgehen mit Vorwürfen mangelnder Authentizität?
Durch konstante Arbeit vor Ort Vertrauen erarbeiten; zeigen, dass ihr nicht nur euer eigenes Projekt verwirklichen möchtet, sondern euch die Sorgen der Anwohner*innen am Herzen liegen. Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit auch in den unangenehmen Situationen.
Mehr Details hierzu im zugehörigen Lexikoneintrag.
Gelegentlich werdet ihr vielleicht den Vorwurf hören: „Ihr seid ja noch nicht mal aus dem Viertel”. Wenn ihr dann sagen könnt: „Doch. Und meine Eltern auch, und alle vier Großeltern!” dann wunderbar. Wenn ihr keine quartiersgebundene Arbeit macht, kommt vielleicht der Vorwurf, ihr wärt nur eine „Bande von Studierenden” oder was auch immer - irgend jemand mag nicht was ihr tut, und will klarstellen, dass er/sie das deutlich größere Recht hat, in diesem Viertel aktiv zu sein und beispielsweise den öffentlichen Raum zu nutzen - oder auf ungenutzten öffentlichen Raum zu schauen, das scheint auch vielen wichtig zu sein.
Ihr könnt zurückrufen „das ist ein freies Land, wir tun, was wir wollen”, aber das ist selten der Beginn eines friedlichen Zusammenlebens. Wir haben uns, gerade in den Anfangsjahren, viel, viel Zeit genommen mit Leuten zu reden, auch noch auf die absurdesten Vorwürfe einzugehen, und immer wieder nachzufragen, was genau die Menschen denn stört. Zum einen hilft es, Menschen ernst zu nehmen: vielleicht weiß ein*e langjährige*r Anwohner*in ja tatsächlich etwas, das ihr übersehen habt? Und zum anderen kann euch niemand das Leben so schwer machen wie eine einzige Person, die am Fenster sitzt und bei jeder Gelegenheit das Ordnungsamt ruft - so etwas kann das Ende jeden Projektes bedeuten! Und zu guter Letzt: wenn ihr in einem fremden Quartier arbeitet, seid ihr tatsächlich im Lebensumfeld von „jemand anderen”. Ihr geht heim, zieht zum Studieren nach Hamburg, was auch immer - die Person muss eventuell mit den Ergebnissen eurer Arbeit leben. Redet mit ihnen und versucht herauszufinden, wer das, was ihr tut, mag - und wenn wirklich alle, alle, alle das, was ihr tut, blöd finden, solltet ihr vielleicht wirklich den Ort wechseln.