Zeithorizonte

Zeithorizonte

Wie umgehen mit unterschiedlichen Zeithorizonten?
Wer von außen auf das Projekt schaut, wundert sich, warum Dinge am nächsten Tag noch nicht erledigt sind. Ihr wisst, dass es manchmal ein paar Wochen dauert. Für Firmen sind Monate eine normale Recheneinheit, und für Stadtverwaltungen Jahre. Da hilft nur: Kommunikation und - wo möglich - Übergangslösungen, die man auch sehr schön machen kann! Mehr Details hierzu im zugehörigen Lexikoneintrag.
Seid euch bewusst, dass ihr, Anwohner*innen, Akteure und Stadtverwaltungen möglicherweise ganz unterschiedliche Zeithorizonte habt. Gerade Gruppen von jungen Menschen und Studierenden sind oft fluide: Sie entwickeln schnell ein großes Potential, möchten schnell viel bewegen, entwickeln sich aber möglicherweise auch wieder auseinander. Redet mit euren Partner*innen darüber, was in den nächsten Wochen/Monaten/Jahren realistisch passieren kann und soll - gerade Stadtverwaltungen können oft nicht innerhalb weniger Wochen (oder gar Tage!) agieren. Und überlegt euch auch, mit welcher Zeitschiene ihr selbst arbeitet: Wenn ihr eine Brache zum Garten machen wollt - wollt ihr dann auch die sein, die die Fläche dauerhaft pflegen? Wollt ihr ein dauerhaftes Projekt realisieren oder etwas starten, das im Zweifelsfall auch wieder endet?
Starter*innen und Macher*innen
Bei vielen Projekten gibt es die „Starter*innen” und die „Macher*innen”: die, die mit hohem Zeitaufwand und bewundernswertem Engagement das Projekt gegen alle Widerstände aus dem Boden gestampft haben, sind dann oft gar nicht die, die es durch die langen Mühen und Freuden des Alltags bringen. Oft gibt es nach den ersten paar Jahren einen Umschwung, wenn die “Starter*innen” weiterziehen, und es langsam an die „Macher*innen” übergeben. Blöd ist es nur, wenn es dann keine „Macher*innen” gibt: Manchmal realisiert eine Gruppe auch, dass eigentlich niemand der Mitstreiter*innen Lust darauf hat, das Projekt, das auf die Ewigkeit angelegt war, länger als ein paar Jahre zu machen.
Nicht jedes Projekt, das irgendwann endet, ist deshalb gescheitert
Eigentlich ist das nicht schlimm: wenn man auf einer Brache einen netten Garten anlegt, der nach ein paar Jahren wieder überwuchert, dann hatten ein paar Jahre lang alle einen schönen Garten - wenn das nicht der Mühe wert ist! Doch oft läuft dieser Moment weniger harmonisch ab, weil die Gruppe nie über ihren Zeithorizont geredet hat. Und dann stehen die letzten paar Mitstreitenden, die  Verantwortung übernommen haben und deshalb nicht einfach aufhören können, frustriert und allein in dem Garten. Daher: redet frühzeitig und ehrlich über euren Zeithorizont und macht euch klar: nicht jedes Projekt, das irgendwann endet, ist deshalb gescheitert - stellt sicher, dass die Welt danach ein bisschen grüner und bunter ist, und ihr und alle Anderen die bestmögliche Zeit hattet!

Glossar der "Quartiersentwicklung von Innen“

erstellt im Auftrag des Wall & Space e.V. durch Freiraumgalerie - Kollektiv für Raumentwicklung.