Partizipation

Partizipation

Worauf achten bei Bürger*innenbeteiligung?
Erwartet nicht zu viel von Bürger*innen; jede*r hat sein eigenes Leben und seine eigenen Probleme. Überlegt euch vorher klare Fragestellungen, auf die ihr Antworten sucht. Klärt die Erwartungshorizonte: Wer von den Anwohner*innen will sich wie stark einbringen? Und wie viel wollt ihr zulassen, damit es noch euer Projekt bleibt? Mehr Details hierzu im zugehörigen Lexikoneintrag.
Partizipation (grob übersetzt: Bürger*innenbeteiligung) ist eine große und durchaus sinnvolle Mode in Politik und Stadtplanung. Es bedeutet, Anwohner*innen und Akteure vor Ort schon früh in die Planung von (meistens Bau-)Vorhaben mit einzubeziehen. Dem zugrunde liegt der Gedanke, dass Anwohner*innen per se ein Mitspracherecht haben, sich so Widerstände vor Ort abbauen lassen und die Menschen selbst u.U. am Besten wissen, wo die Probleme im Quartier liegen. Bis zu einem gewissen Grad solltet ihr auf jeden Fall Bürger*innenbeteiligung betreiben: redet mit der  Nachbarschaft und den Akteuren vor Ort und versucht, sie für euer Projekt zu gewinnen! Ob ihr aber wirkliche, offene Planungsrunden einberufen wollt, hängt von verschiedenen Aspekten ab: Ist euer Projekt überhaupt für die ganze Nachbarschaft relevant? Plant ihr etwas, bei dem Außenstehende sinnvoll mitreden können? Wollt ihr überhaupt, dass andere euch in euer Projekt hineinreden?
Die Leute beteiligen zu wollen ist löblich - aber wer sind "die Leute", und wollen "die" überhaupt beteiligt werden?
Unsere Erfahrungen mit offenen Planungstreffen sind gemischt. Man muss sie extrem bewerben und selbst dann kommen oft nur wenige Menschen. Die Vorschläge, die aus der Bevölkerung kommen, sind kaum je Ideen, auf die ein*e Planer*in nicht auch gekommen wäre, so dass der Erkenntnisgewinn durch „Lokalexpert*innen” überschaubar ist. Planungsprozesse sind fast immer so komplex und tiefschichtig, dass es eine gehörige Einarbeitungszeit braucht, bis man sinnbringend mitreden kann - mehr Zeit, als Viele aufbringen können. Zugleich schürt das Format „offene Planungswerkstatt” jedoch bei Anwohner*innen die Erwartung, dass auch die vielen Vorschläge ohne Fachkenntnis mit in die Planung eingehen könnten. Vorteile sind auf jeden Fall, dass man im Planungsprozess neue Mitstreiter*innen aus der  Nachbarschaft gewinnen kann und an Authentizität gewinnt. Zudem kann man Kritiker*innen danach entgegnen, dass man schon zu Projektbeginn darum bemüht gewesen war, möglichst Alle einzubinden.

Glossar der "Quartiersentwicklung von Innen“

erstellt im Auftrag des Wall & Space e.V. durch Freiraumgalerie - Kollektiv für Raumentwicklung.