Pro Jahr entsteht eine großflächige Fassadengestaltung in Halle-Neustadt. Damit werden zeitgenössische Denkmäler moderner Wandmalerei geschaffen, die als Instrument einer kreativen Stadtplanung zur langfristigen positiven Entwicklung Halle-Neustadts beitragen. In Zusammenarbeit mit einem eigens gegründeten Beirat und Künstler*innen entstehen langlebige und lokal sowie international relevante Kunstwerke. Innovative Beteiligungsformate machen die Wände und die Flächen davor als Orte der Beteiligung und Interaktion erlebbar und ermöglichen nachhaltige Umgestaltung. ha:neo knüpft explizit an die ursprünglichen Planungen Halle-Neustadts an, die schon zu DDR-Zeiten eine flächendeckende künstlerische Gestaltung des öffentlichen Raums vorsahen und diese Vision mit zahlreichen Wandmalereien, Strukturelementen und Plastiken umsetzten.
Das Projekt entsteht in enger Zusammenarbeit mit der Freiraumgalerie – Kollektiv für Raumentwicklung.
Das ha:neo-Gesamtkonzept entwirft verschiedene Gestaltungsszenarien für Halle-Neustadt und legt fünf zentrale Leitlinien fest, unter denen die großflächigen Wandbilder entstehen sollen. Diese lauten wie folgt und befassen sich mit folgenden Themen:
STADT
- Gesamtbild, Architektur und Anlage Halle-Neustadts
- Geschichte, Gesellschaft und aktuelle Lage Halle-Neustadts
- Halle-Neustadts Tradition von Kunst im öffentlichen Raum
- Beziehung Halle-Neustadts zu umliegenden Stadtteilen, v.a. in Richtung Halle-Innenstadt
RAUM
- Inhalte und Funktionen des öffentlichen Raumes um ein geplantes Kunstwerk herum
- umliegende Gebäude und zukünftige Bauvorhaben
- Sichtachsen, Lichtstimmungen und Geräuschkulissen
- Verkehrssituationen: Nutzungen, Häufigkeiten und Geschwindigkeiten
- detaillierte Raumanalyse aus verschiedenen Winkeln und Höhen
WAND
- baulich-physikalische Beschaffenheit und mineralische Zusammensetzung der Fassade und Oberfläche
- baurechtliche Vorgaben
- Materialplanung
MENSCH
- Bevölkerungszusammensetzung im Umfeld eines geplanten Kunstwerks und Halle-Neustadt insgesamt
- Bürger*innenbeteiligung
- Identifikation mit Kunstwerk, Nachbarschaft, Halle-Neustadt und ha:neo-Themen
- Kontakt und Austausch der Bevölkerung mit beteiligten Künstler*innen
ZEIT
- Vorbereitungstreffen und Artist-in-Residence-Programm mit beteiligten Künstler*innen
- Langlebigkeit der Kunstwerke und deren Verankerung in Stadtgeschehen
- Stadtteilführungen, Workshops und Zusammenarbeit mit Schulen und anderen Bildungseinrichtungen
- Dokumentation, Weiterentwicklung und Archivierung
WALL & SPACE
- Beteiligungsformate und Datenerhebung vor den potentiell zu gestaltenden Flächen und im näheren Umfeld
- temporäre Flächengestaltung als kommunikative und aufmerksamkeitssteigernde Intervention
- Workshops, begleitendes Kulturprogramm und Einweihung während bzw. nach Gestaltungsprozess
Zusammen mit dem Team der Freiraumgalerie wird eine der 2021 zu gestaltenden Aufgangsseiten am Eingang der Neustädter Passage als temporäre Werbefläche genutzt und lässt ein farbenfrohes Wandbild entstehen. Eine so öffentlichkeitswirksame Gestaltung im hochfrequentierten Stadtraum erzeugt große Aufmerksamkeit und provoziert unmittelbares Feedback bei Passant*innen und Besucher*innen. Parallel zum Gestaltungsprozess wurden unter reger Beteiligung Befragungen und kurze Video-Interviews durchgeführt, da die Kunst-Aktion vor Ort als hervorragender Kommunikationsimpuls funktioniert.
Im November 2020 wurde die Wand ein zweites Mal gestaltet und bewirbt nun die 2021 folgende Gesamtgestaltung an der Scheibe D
Um das Projekt ha:neo bei der Konzeptionierung, Umsetzung und Weiterentwicklung optimal zu unterstützen, wurde 2018 ein Beirat ins Leben gerufen. Er setzt sich zusammen aus Vertreter*innen der städtischen Planungs- und Kulturämter, des Neustädter Quartiersmanagements, von Wohnungsgenossenschaften, aus Kunst, Architektur und Sozialwissenschaften. So profitiert das Projekt vom individuellen Fachwissen der Expert*innen und unterschiedlichen Blickwinkeln auf Halle-Neustadt.
Für die 2021 geplante Flächengestaltung am Neustädter Markt konnte das international renommierte Künstlerkollektiv Boa Mistura gewonnen werden. Die spanische Gruppe aus Wandmalern, Designern und Architekten arbeitet mit großen und bunten Farbflächen sowie Typographie und Begriffen, die stets eine Beziehung zum umliegenden Raum und seiner Architektur aufweisen. Eine entscheidende Rolle in ihren Kunstwerken spielt außerdem die Beteiligung der Anwohner*innen und deren Identifikation mit dem jeweiligen Gestaltungsort. Auch deshalb sind Boa Mistura prädestiniert für eine Mitwirkung im ha:neo-Projekt.